Bad Pyrmont

Mit Bürgerbeteiligung zur Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes

Etliche Jahre beschäftigt er Bad Pyrmonts Bürger schon: der Bahnhofsvorplatz.

Seit 2020 befasst sich die Politik nun schon intensiv mit dem Thema der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes. Dies illustrierte Uwe Schrader, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, am Abend des 23. Aprils im STADT:RAUM Bad Pyrmont bei einer Informationsveranstaltung zum Thema „Bürgerräte & Bürgergutachten – tragbare Lösungen per Zufallsbeteiligung“.

Die Infoveranstaltung folgt einem erfolgreichen Antrag der Gruppe SPD/Grüne/WiR/Boldt im Ausschuss für Bauen, Klima- und Umweltschutz, der mit 7:4 Stimmen verabschiedet wurde.

Aber was ist ein Bürgerrat oder ein Bürgergutachten?

Dieser Frage ging Benno Trütken auf den Grund. Trütken ist Wirtschafts- und Sozialgeograph, war einst Samtgemeindebürgermeister und heute Gesellschafter der Gesellschaft für Bürgergutachten (gfb). Seine Expertise aus langjähriger Erfahrung mit Kommunalpolitik, Forschung und der Praxis im Bereich Bürgerbeteiligung bringt während des Vortrages Licht ins Dunkle. Denn hinter dem einfachen Begriff „Bürgerbeteiligung“ steckt so viel mehr, als einfach nur die Hand zu heben und zu sagen: „Ich hätte da aber eine Idee …“

Eine Bürgerbeteiligung, vor allem eine zufällige Bürgerbeteiligung, wie sie für den Bahnhofsvorplatz nun geplant ist, bedeutet einiges an Arbeit. In einem Facebook-Post der SPD Bad Pyrmont heißt es: „Die CDU spricht von ‚mehr Bürokratie‘ – wir sprechen von Mitsprache“. Das ist der Punkt. Die Bürger mit einzubeziehen, heißt eben auch, einen kleinen Mehraufwand einzugehen, um diejenigen zu inkludieren, die bisher nur selten oder gar nicht gefragt werden.

Der Vorplatz des Bahnhofes geht nämlich die Menschen an, die ihn benutzen, die ihn täglich sehen. Das sind vor allem Bürger, Gäste und Pendler – und natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Personen.

Uwe Schrader sagte in seinem Vortrag sehr schön, dass der Bebauungsplan das WIE regle, aber die Gestaltung? Das sei der Punkt, bei dem die Menschen mit ins Boot geholt werden müssten.

Und um hier eine möglichst diverse Gruppe an Menschen zusammenzubringen, braucht es die Hilfe von Benno Trütken. Er ist Experte was Bürgerbeteiligung und Bürgergutachten angeht. Lengerich 2047 oder auch die Zukunftsstadt Bocholt 2030+ sind gelungene Beispiele dessen, wie eine Bürgerbeteiligung ablaufen kann und welchen Impakt das Einbeziehen von Bürgern hat.

Bürgerbeteiligung in Bad Pyrmont

Im Falle einer zufälligen Bürgerbeteiligung, wie sie jetzt in Bad Pyrmont angestrebt wird, werden zufällig aus dem Melderegister Menschen herausgepickt und angeschrieben. Alle Bürger Bad Pyrmonts, die bereits 16 Jahre oder älter sind, gehören zum Pool derjenigen, die angeschrieben werden könnten.

Da Bad Pyrmont rund 20.000 Einwohner hat, werden wahrscheinlich 250 Personen zufällig herausgesucht und angeschrieben. In der Regel, so erklärte Trütken, melden sich rund zehn Prozent zurück, somit würde dann mit einer Gruppe von 25 Personen gearbeitet.

Da diese Menschen sich aber unter Umständen noch nie mit dem Bahnhofsvorplatz beschäftigt haben, werden Vertreter von Interessengruppen im Vorfeld an dem ersten Arbeitstag der Gruppenarbeit kurze Impulspräsentationen halten. Hierzu gehören bspw. Vertreter des Seniorenbeirats, des Jugendparlaments, des Behindertenbeirats oder auch Vertreterinnen und Vertreter, die die Sicht der Pendler vortragen. Das soll dazu beitragen, dass die zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger nicht mit einem „weißen Papier“, wie Trütken es nannte, in die Arbeitsgruppen gehen, sondern mit einer konkreten Vorstellung dessen, was wichtig ist und was es zu beachten gibt. So wird sichergestellt, dass niemand außenvor gelassen wird.

Denn „besondere Interessen müssen besonders berücksichtig werde“, sagte Trütken weiter. Wichtig sei nur, keine Angst zu haben, Fragen zu stellen. Aber noch wichtiger sei es, keine Angst vor den Antworten zu haben.

Der Informationsvortrag half dabei, das weitere Vorgehen zu verstehen und Einblicke in Ergebnisse zu bekommen, die inzwischen, wie Lengerich 2047, umgesetzt sind.

Bild und Text: Saskia Trope / Lokalquelle