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Bad Pyrmont ist eine gute Adresse. Aktionen gegen Leerstand – Ein Interview

Das süße Kaufhaus oder das Fahrradgeschäft 32 Grad sind bereits einige Monate aus der Fußgängerzone von Bad Pyrmont verschwunden. Wie in anderen Orten der Republik gibt es auch in Bad Pyrmont Leerstände in der Innenstadt, sagt Helmut Fahle, Vorsitzender der Pyrmonter Werbegemeinschaft. Rund 15 verfügbare Geschäfte sind es nach Auskunft von Wirtschaftsförderer Stefan Stuckenberg aktuell. Und doch gibt es immer wieder Bewegung. Sei es ein neues Modegeschäft in der Hauptallee, ein Fotostudio unter den Arkaden oder ein indisches Restaurant in der Schlossstraße. Ein Beweis, so Fahle, dass Bad Pyrmont schon etwas besonderes ist. Und demnächst gebe es im ehemaligen Ladenlokal für Taschen und Lederwaren in der Brunnenstraße ein Geschäft für Uhren mit Schauwerkstatt. Wenn jemand sich mit dem Gedanken beschäftigt sich selbstständig zu machen, dann ist Bad Pyrmont sicherlich nicht die schlechteste Adresse, ist sich Fahle sicher. 

Bad Pyrmont habe als Stadt zudem viele Vorteile. Allein die Hauptallee werde von Gästen als sehr angenehm empfunden. Der hohe Baumbestand, die schön bepflanzten Blumenbeete sorgten für ein angenehmes Klima. Und die Schrottimmobilien wie der Kaiserhof würden zwar wahrgenommen, aber die gebe es andernorts auch, zum Teil noch schlimmer.

In der Innenstadt gebe es eine gute Besucherfrequenz, die monatlichen verkaufsoffenen Sonntage würden gut angenommen und bei Veranstaltungen sei die Stadt sehr voll. Das wirke sich auch positiv auf den Handel aus. Im Umkreis von einer Autofahrstunde schalte die Werbegemeinschaft Anzeigen, so dass zum Einzugsgebiet von Bad Pyrmont regelmäßige Gäste aus Bielefeld oder Paderborn zählen.

Aktionen gegen Leerstand

Seit gut einem Jahr versucht Stefan Stuckenberg als Wirtschaftsförderer die Entwicklung der Stadt positiv zu beeinflussen. Auch wenn er weiß, wie schwierig es ist, neue Geschäftsleute für die Kurstadt zu begeistern, mit dem Förderprogramm der Stadt hat er ein Instrument an der Hand. So ist es möglich, neue Geschäfte mit einem Mietzuschuss im ersten Jahr von 65 Prozent und im zweiten Jahr von 35 Prozent zu unterstützen. Daneben kann eine Anschubfinanzierung für Renovierungskosten oder eine Geschäftsausstattung bis zu 5000 Euro gewährt werden. Drei Neugeschäfte haben von diesem Angebot bisher profitiert, sagt Stuckenberg. Zwei Geschäfte davon wurden mit einer Anschubfinanzierung gefördert, ein Geschäft bekam die volle Subvention. Bei einem Geschäft sei man gegenwärtig noch in der Bearbeitung. Im Gegensatz zu den pop up stores, die auch kurzfristig angelegt sind, muss bei der städtischen Richtlinie zur Förderung und Reduzierung des Gewerbeleerstandes in der Innenstadt von Bad Pyrmont, wie das Förderprogramm im Amtsdeutsch heißt, ein zweijähriger Mietvertrag geschlossen werden.  Der Kampf gegen den Leerstand ist ein Teil seiner Aufgabe als Wirtschaftsförderer. Er sei dafür auch schon mal in anderen Orten unterwegs gewesen, um etwa bei Läden zum Beispiel für eine Dependance in der Kurstadt zu werben. Bisher waren solche Bemühungen allerdings vergeblich. Es sei heute wirklich schwierig, Unternehmen zu begeistern, mutige Schritte zu gehen, sagt Stuckenberg. 

Helmut Fahle, Vorsitzender der Werbegemeinschaft (links) und Bad Pyrmonts Wirtschaftsförderer Stefan Stuckenberg. Foto: Peter Krause

Den Wirtschaftsförderer erreichen

Stefan Stuckenberg ist in Bad Pyrmont unterwegs, stellt sich in Geschäften und Unternehmen vor, sieht sich als Kümmerer. In dem ersten Jahr habe er aber noch nicht alle Geschäfte besuchen können, auch wenn er sich das vorgenommen hatte. Seine Anliegen verbreitet der Wirtschaftsförderer auch über die social media Kanäle der Stadt. Einfach zu finden ist er da allerdings nicht. Aber einen eigenen Account hat er nicht zur Verfügung. „Das könnte noch optimiert werden, da ist noch Luft nach oben.“ Trotzdem scheinen die Geschäftsinhaber zufrieden zu sein, dass es jemanden gibt, den sie ansprechen können, meint Stuckenberg. Er habe ein positives Feedback erhalten, dass er sich vorgestellt habe. Auch mit Plakaten wirbt Stuckenberg für die eigene Arbeit. Der aufgedruckte QR Code bringt Interessenten direkt zu seiner Telefondurchwahl. Zusammen mit der Werbegemeinschaft will er jetzt die Schaufenster von leerstehenden Läden mit Fotomotiven bestücken, um den Leerstand zu kaschieren und so für ein schöneres Bild in der Einkaufsmeile zu sorgen. 

Bad Pyrmont digital 

Neben dem Leerstand hat sich Stefan Stuckenberg den Ausbau der Digitalisierung auf die Agenda geschrieben. Das Projekt freies W Lan ist seit März umgesetzt. Vom Ösdorfer Platz bis zum Hylligen Born, im Postweg und in der Hauptallee bis zur Bad Pyrmont Tourismusgesellschaft kann frei gesurft werden. Und drei Terminals für Gäste ohne Internetzugang können demnächst zur Information genutzt werden. Stuckenberg hofft, dass die Säulen ab August betriebsbereit sein werden. Standorte sind an der BPT, in der Fußgängerzone gegenüber der Volksbank und beim Modehaus Schwager. 

Geschäftsinhaber ohne eigenen Internetauftritt hat Stuckenberg allerdings noch nicht angesprochen. Es gäbe Geschäftsinhaber, die hätten ein bisschen Angst davor, sagt Stuckenberg. Entsprechende Workshops und Informationen anzubieten, hat er vor einem Jahr als Ziel formuliert. Das ist noch nicht umgesetzt. Und auch den Einkaufsgutschein in digitaler Form gibt es noch nicht.

Dahin fahren, wo etwas los ist

Für Stuckenberg wichtig sind Veranstaltungen in der Stadt. Mit dem Tag der Vereine hat er durchaus einen beachtenswerten Erfolg verbucht, lobt auch Helmut Fahle als Vorsitzender der Pyrmonter Werbegemeinschaft. Sowohl Fahle wie Stuckenberg sehen Veranstaltungen als wesentliche Möglichkeit die Innenstadt zu beleben. „Ich glaube, das ist das, was die Menschen in diesen Zeiten sich auch gönnen, dahin zu fahren, wo etwas los ist“, so Helmut Fahle. Daher organisiert die Werbegemeinschaft jedes Jahr mehrere Veranstaltungen. Doch die könnten demnächst auf der Kippe stehen. Denn in diesem Jahr läuft der Vorsitz von Fahle für die Werbegemeinschaft aus. Und er will nicht erneut kandidieren. Ein Nachfolger ist zudem nicht in Sicht. Fahle weiß, wie schwierig es ist, eine solche Veranstaltungsorganisation ehrenamtlich durchzuführen. Er könne sich hier durchaus einen hauptamtlichen Stadtmarketing Manager vorstellen, einen Schritt, den andere Kommunen längst gemacht hätten. Aber das müsse die Politik entscheiden. Stefan Stuckenberg hält sich bei diesem Thema mit öffentlichen Aussagen noch zurück. Er sagt nur so viel, man sei zwischen Stadt, Tourismus und Staatsbad im Gespräch. 

Die westliche Brunnenstraße. Foto: Peter Krause

Ideen warten auf Umsetzung

Miteinander reden ist sowieso eine der Hauptbeschäftigungen für Stuckenberg. Eigentlich wollte er einen Stammtisch für Interessierte zur Belebung der Innenstadt ins Leben rufen. Aber alles auf einmal geht auch nicht. In diesem Jahr will er aber auf jeden Fall noch ein Unternehmerfrühstück organisieren, um sich weiter als Kümmerer anzubieten und Akteure miteinander zu vernetzen. Der Schreibtisch von Stefan Stuckenberg ist voller Ideen. Auch eine Kampagne, vor Ort einzukaufen und nicht im Internet, liegt da noch. 

Stuckenberg hat sich als Wirtschaftsförderer in seinem ersten Jahr eingearbeitet. Sein Ziel, das Bestmögliche für seine Heimatstadt herauszuholen.

Lob für Wirtschaftsförderer

Helmut Fahle bestätigt Stuckenberg eine gute Zusammenarbeit. Es vergehe keine Woche, in der man keinen gegenseitigen Kontakt pflege. Fahle hebt auch hervor, das Stuckenberg den Wirtschaftsbeirat nicht nur wieder ins Leben gerufen, sondern auch neu strukturiert habe. Der Wirtschaftsbeirat ist ein Gremium, der alle wesentlichen Institutionen in der Kurstadt zusammenbringt, um Konzepte für eine zukunftsfähige Stadt zu diskutieren und zu entwickeln. Genauso habe Stuckenberg den Kontakt zu den Marktbeschickern aufgenommen. 

„Stuckenberg arbeite die Themen nach und nach ab.“ Das Aufgabenspektrum für den Wirtschaftsförderer ist groß und Lösungen nicht immer ganz einfach, aber er will machen, will anpacken. Nur auf das Thema Schrottimmobilien angesprochen, da sieht er sich eher weniger betroffen. Das sei eher Thema der Bauverwaltung und der Kämmerei.

Beitragsbild: Peter Fischer

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