Shake Hands für einen neuen Anfang
„Die Quelle unserer Inspiration ist das Miteinander“, sagt Jörg Schade von der Pyrmonter Theatercompanie in einer aktuell einberufenen Pressekonferenz. Es ist das vorläufige positive Fazit eines neuen Anlaufes in der Zusammenarbeit zwischen dem Pyrmonter Staatsbad und der Theatercompanie. Im Januar war diese langjährige Kooperation abrupt geendet. Damals hatte sich die Theatercompanie über Einmischung des Staatsbades in eigene Entscheidungen, über ungeklärte Kosten und zusätzliche Aufgaben während der Gastspiele beim Pyrmonter Sommer beklagt. Die Reaktion war der Auszug aus dem Theater im Casino und die Ankündigung kein Stück im Rahmen des Sommerfestivals aufzuführen. Schade sagte damals, ich hoffe mit dem jetzigen Entschluss auf einen heilsamen Schock. In der Öffentlichkeit hatte der Entschluss auf jeden Fall einen Schock ausgelöst. Der Pyrmonter Ratsherr Uwe Schrader hatte daher als Privatperson die Initiative ergriffen und sich als Vermittler angeboten. Zuhause in seinem Wohnzimmer habe dann ein Gespräch stattgefunden, über dessen Ergebnis sich heute beide Seiten erfreut zeigen. Man habe Missverständnisse ausräumen können, so Kurdirektor Maik Fischer.
Wichtig sei es gewesen, die eigenen Positionen auszutauschen und Klarheit und Transparenz über die jeweiligen Leistungen zu schaffen. Auch über Erwartungen sei geredet worden. Daraus sei die Basis für neues Vertrauen entstanden, und es sei ein Modell entwickelt worden, das es ermöglicht habe, ab dem 4. August bereits ein Theaterstück der Pyrmonter Theatercompanie im großen Schloßhof aufführen zu können. Dafür wurde eine Vereinbarung geschlossen, die festschreibt, wer was erledigt und was dafür gezahlt werden muss. Die Theatercompanie hat einen Förderantrag an das Kuratorium Schloss gestellt, den das Staatsbad mit 50 Prozent neben der Stadt Bad Pyrmont und dem Landkreis unterstützt. Wie hoch die Förderung durch das Kuratorium allerdings ausfallen soll, das wurde nicht gesagt. So viel ist allerdings klar, Die Produktion wird rund 85.000 Euro kosten, so Jörg Schade. 15.000 Euro kommt dafür vom Förderverein der Theatercompanie. Und auch der Landschaftsverband wird 9900 Euro beisteuern. Die erforderlichen Sicherheitskosten für die vier Vorstellungen im großen Schlosshof werde vom Lügder Unternehmerehepaar Hilpert übernommen. Die Eintrittspreise müssen allerdings auch auf 30 Euro erhöht werden. Denn allein die Hotelkosten für die Schauspieler seien teurer geworden. Trotzdem hofft Schade auf ausreichend Besucher. Denn die Theatercompanie trägt letztendlich das finanzielle Risiko. Aber, und darauf legt Schade Wert, die Theatercompanie ist eine professionelle Theatergruppe. Und die Zuschauer können gute Unterhaltung beim Stück „Hochsaison im Cafe Klein“ erwarten. Die Revue ist angelehnt an die frühere Produktion „Cafe Klein“. 10 Schauspieler und eine 5köpfige Band werden auf der Bühne stehen. Dass die Theatercompanie Unterstützung in der Kurstadt hat, das zeigt sich nicht zuletzt am 550 Mitglieder starken Förderverein. Der sei seit Januar sogar weiter gewachsen, und es gebe darunter auch zusätzliche Spender.
Letztendlich war der Streit zwischen Staatsbad und Theatercompanie wohl auch der Ursache geschuldet, dass das Staatsbad seine Kulturarbeit verändert hat. Der Transformationsprozess habe bereits 2016 begonnen, sagt Maik Fischer. Man habe in einem ersten Schritt die Wirtschaftlichkeit verbessert, mehr Fremdveranstaltungen und weniger Eigenveranstaltungen organisiert. In einem zweiten Schritt habe das Staatsbad Wünsche bei Kurgästen abgefragt und daraus sei das Programm „gesund und glücklich“ entstanden. Das sei durchaus erfolgreich, so Fischer. Bei der neuen Kurmusik könnten steigende Gästezahlen beobachtet werden. Die Anzahl der Pyrmont Cards habe sich in den letzten zwei Jahren auf 3000 Stück verdoppelt. Die Veränderung im Kulturprogramm werde zudem von benachbarten Kurorten mit Interesse beobachtet. Das die beiden Kulturorte Kurtheater und Konzerthaus geschlossen sind, wollte Fischer nicht weiter kommentieren. Das Staatsbad arbeite innovativ mit dem, was da sei. Man dürfe nie aufgeben.
Als Rückzug aus der Kultur, wie ein Vorwurf lautete, will Fischer die Veränderung nicht werten. Die habe es nicht gegeben. Und er sieht den Kurort auf der Erfolgsschiene. 800.000 Übernachtungen. Und die Buchungen seien enorm gestiegen. Das Sommerkonzert der Gruppe Maybebop sei bereits ausverkauft, ergänzt Veranstaltungsleiterin Silke Schauer. Die jetzige Entscheidung zur weiteren Zusammenarbeit mit der Pyrmonter Theatercompanie sieht Fischer als Neuanfang auch für die kommenden Jahre. Im Kuratorium werde schon im Juni über die kommende Saison gesprochen und verhandelt. Dann steht auch die Verteilung der Kosten für den Pyrmonter Sommer auf der Tagesordnung. Bisher zahlt das Staatsbad 50 Prozent. Das will Fischer in Zukunft dritteln. Mit der Theatercompanie setzt er auf neues Vertrauen, eine erfolgreiche Theatersaison und weitere Förderer. Jörg Schade sagt, wenn es funktioniert, dann machen wir weiter. Allerdings fehlt ein Raum in Bad Pyrmont. Und damit meint er in erster Linie das Kurtheater.
Foto: Kurdirektor Dr. Maik Fischer (links) und Jörg Schade.
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